Presseinformation vom 30.10.2025
                                            
                                            
                                                    Wer an echtes Handwerk, regionalen Geschmack und tägliche Nahversorgung denkt, kommt am niederösterreichischen Lebensmittelgewerbe nicht vorbei. Unter dem starken Dach der Landesinnung vereinen sich fünf Berufssparten – Bäcker, Fleischer, Konditoren, Müller sowie Nahrungs- und Genussmittelbetriebe. Sie alle stehen für Qualität, Herkunft und Genuss – und bilden gemeinsam die Grundlage dafür, dass in Niederösterreich tagtäglich frisch, ehrlich und mit Leidenschaft produziert wird. Im Oktober 2025 fand mit der zweiten „Tafelrunde“ erneut das große Branchentreffen dieser engagierten Lebensmittelhandwerker statt.
                                            
                                            
                                                    
                                                
                                                    Rund 180 Gäste folgten der Einladung in das Schloss Gurhof im Dunkelsteinerwald, wo sich die Branche in festlichem Ambiente traf, um Gemeinschaft zu feiern. Der Tag war eine gelungene Mischung aus Information und Wissenstransfer, Begegnung und Inspiration, Genuss und Humor und vor allem gelebter Wertschätzung – ein Fest für alle Sinne.
Gemeinsam mehr erreichenDas Lebensmittelhandwerk lebt von Menschen – von ihrer Leidenschaft, ihrem Wissen und ihrem Miteinander. Unter diesem Leitgedanken stand auch die diesjährige Tafelrunde, bei der sich alles um die Themen Führung, Mitarbeitersuche und Ausbildung drehte. In Vorträgen und Diskussionsrunden wurde deutlich, dass „erfolgreiche Betriebe auf engagierte Menschen, gutes Teamwork und zukunftsorientierte Ausbildungswege angewiesen sind. Nur wenn Betriebe, Ausbildungsmodelle und Mitarbeitende gemeinsam zukunftsorientiert an einem Strang ziehen, kann das Handwerk den Herausforderungen der Zeit begegnen“, so Mag. Thomas Hagmann, Landesinnungsmeister des Lebensmittelgewerbes. Ob in der inspirierenden Keynote von Philip Keil oder in den Gesprächen über das neue Ausbildungsmodell „Meister mit Matura“ und die Beschäftigung von Fachkräften aus Drittstaaten mit der Rot-Weiß-Rot-Karte – überall zeigte sich derselbe Gedanke: Menschen sind das wichtigste Kapital des Handwerks.
Kräfte bündeln„Nur wenn wir unsere Kräfte bündeln, uns selbst weiterentwickeln und gegenseitig austauschen, können wir die Bedeutung des niederösterreichischen Lebensmittelgewerbes sichtbar machen. Wir stehen für Qualität, Regionalität und Vertrauen – und genau das soll auch für die Konsumentinnen und Konsumenten spürbar bleiben“, sind sich auch die Landesinnungsmeister der Berufssparten des Lebensmittelgewerbes sicher. Als besonderen Gast und Beispiel für das Vertrauen in zukünftige Generationen begrüßten die Landesinnungsmeister Klaus Kirchdorfer (Bäcker), Jakob Ellinger (Fleischer), Christian Heiss (Konditoren), Herbert Poinstingl (Müller) und Franz Neubauer (Nahrungs- und Genussmittelgewerbe) die Siegerin des Landeslehrlingswettbewerbs der Konditoren, Celina Stadler von der Café-Konditorei Erb in Waidhofen an der Ybbs. Sie steht stellvertretend für die hohe Ausbildungsqualität und das Engagement des Nachwuchses im niederösterreichischen Lebensmittelgewerbe.
My aircraft – your aircraft. Keynote von Philip KeilEin besonderer Höhepunkt der Tafelrunde war der Vortrag von Philip Keil, ehemaliger Verkehrsflugzeugpilot und heute europaweit gefragter und mehrfach ausgezeichneter Keynote Speaker auf großen Bühnen in Europa und Asien. Bereits 2003 zählte er mit nur 22 Jahren zu den jüngsten Verkehrspiloten Deutschlands. Über 9.000 Flugstunden, tausende Starts und Landungen auf vier Kontinenten und in nahezu allen Klimazonen zeugen von seiner Erfahrung. Wie entscheidend Vorbereitung, Routine und Teamarbeit sind, zeigte sich am 24. Februar 2009: Eine Windscherung in 150 Metern Höhe machte einen Routineflug mit knapp 200 Passagieren zum akuten Notfall. Keil konnte die Maschine unter Kontrolle bringen und sicher landen – eine Extremsituation, in der jede Sekunde und jedes Handeln zählen.
In seinen Vorträgen nutzt Philip Keil seine Erfahrungen aus der Luftfahrt, um Themen wie Führung, Kommunikation und Fehlerkultur greifbar zu machen. Auch in seiner inspirierenden Keynote bei der Tafelrunde stellte er eindrucksvoll Parallelen zwischen dem Cockpit und dem Arbeitsalltag im Lebensmittelgewerbe her. Dabei sprach er über Führung und Verantwortung, Motivation und Veränderung, Vertrauen und Fehlerkultur sowie Teamwork und Kommunikation – Werte, die in jedem erfolgreichen Betrieb zählen.
Besonders eindrucksvoll illustrierte Keil diese Prinzipien mit dem weltweit bekannten Beispiel der „Miracle on the Hudson“-Landung im Jahr 2009, als ein Airbus nach Vogelschlag auf dem Hudson River notwassern musste. Anhand der Originalaufzeichnung der Kommunikation zwischen Pilot, Co-Pilot und Tower zeigte Keil, wie klare Ziele, ruhige Kommunikation und gegenseitiges Vertrauen in einer Extremsituation den Unterschied machen können. Seine Botschaft: Erfolg entsteht dort, wo Menschen Verantwortung übernehmen, einander vertrauen und auch in turbulenten Zeiten einen klaren Kurs halten.
Neues Ausbildungsmodells „Meister mit Matura“Ein zukunftsweisender Programmpunkt der Tafelrunde war die Vorstellung des neuen Ausbildungsmodells „Meister mit Matura“, moderiert vom bekannten Kabarettisten und Moderator Clemens Maria Schreiner und präsentiert von Mag. Thomas Hagmann, Landesinnungsmeister des Lebensmittelgewerbes, sowie Christian Heiss, Landesinnungsmeister der Konditoren. Beide haben das Konzept gemeinsam entwickelt und erstmals im Schloss Gurhof vorgestellt.
Mit „Meister mit Matura“ reagiert die Landesinnung auf den tiefgreifenden Wandel der Arbeitswelt und auf die Ansprüche der jungen Generation. Ziel ist es, zu zeigen, dass eine handwerkliche Lehre und eine fundierte Allgemeinbildung kein Gegensatz sind, sondern sich perfekt ergänzen. Das Modell kombiniert Praxisnähe mit weiterführender Bildung – eine Ausbildung mit Zukunft, die bis hin zum Studium offenbleibt. Christian Heiss betonte im Gespräch, dass das neue Konzept vor allem eines löst, woran frühere Modelle oft scheiterten: den Zeitdruck junger Menschen. Statt abends nach einem vollen Arbeitstag die Schulbank zu drücken, sieht „Meister mit Matura“ einen fixen Ausbildungstag pro Woche vor – vier Tage im Betrieb, ein Tag Schule. So bleibt Raum zum Lernen und für das Privatleben.
Heiss sprach offen über die Imagefrage der Lehre: Zu oft werde sie noch als „zweite Wahl“ gesehen. Mit „Meister mit Matura“ soll sich das ändern – die Ausbildung erhält ein neues Selbstverständnis und macht deutlich, dass Handwerk, Wissen und Karrierechancen Hand in Hand gehen. Das duale System bleibt erhalten, wird aber modernisiert: Sechs Jahre lang verbinden Lehrlinge theoretische und praktische Ausbildung, um zu hochqualifizierten Fachkräften zu werden. Für Betriebe bedeutet das keine Mehrkosten, gleichzeitig aber einen klaren Vorteil: engagierte, gut ausgebildete Mitarbeitende mit Zukunftsperspektive. Die Kurse werden größtenteils gefördert, und auch nach der Ausbildung bleiben alle Wege offen – bis hin zu akademischen Laufbahnen.
Der Start des Programms ist für Herbst 2026 geplant. Schon jetzt zeigt das Modell großes Potenzial: Es verbindet Sinnhaftigkeit, moderne Arbeitskultur, Nachhaltigkeit und Entwicklungsmöglichkeiten – und stärkt so das Image des Lebensmittelhandwerks als attraktiven, sicheren und zukunftsfähigen Ausbildungsweg.
Rot-Weiß-Rot-Karte und Arbeitnehmer aus Drittstaaten Eine weitere Diskussion widmete sich ebenfalls der Personalfrage, die viele Betriebe im Lebensmittelgewerbe derzeit stark beschäftigt. Moderiert von Clemens Maria Schreiner diskutierten Thomas Teufner, MBA (Inhaber der Bäckerei Teufner GmbH & Co KG, Melk), Harald Wammer (Gastronomieberater und früherer Kulinarik-Direktor einer großen Reederei) sowie Mag. Andreas Grießler (Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Polizei- und Veranstaltungsangelegenheiten) über die Möglichkeiten der Rot-Weiß-Rot-Karte für qualifizierte Arbeitskräfte aus Drittstaaten.
Die Rot-Weiß-Rot-Karte ist ein österreichisches Modell, das Aufenthalts- und Arbeitsrecht kombiniert, um gezielt Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern anzuwerben und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Damit rückt sie zunehmend auch für handwerkliche Betriebe in den Fokus.
Thomas Teufner schilderte eindrucksvoll die Herausforderungen seines Betriebs: „Wir haben in einem Jahr 22 Personen an- und abgemeldet. Viele blieben nur kurz, manche nur einen Tag. Niemand wollte diese Arbeit machen.“ Aus dieser Erfahrung heraus suchte er gemeinsam mit Harald Wammer nach neuen Wegen. Wammer, der in seiner Zeit als Chef von über 30 Küchen intensiv mit asiatischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammengearbeitet hatte, berichtete von deren Disziplin und Verlässlichkeit im Berufsalltag. Aus dieser Erfahrung heraus gründete er ein Unternehmen, das sich auf die Vermittlung von Arbeitskräften aus Drittstaaten – etwa aus Indonesien – spezialisiert hat.
In der Diskussion wurde deutlich: Qualifizierte Zuwanderung kann eine wertvolle Unterstützung für das Lebensmittelhandwerk sein – vorausgesetzt, sie ist gut organisiert, rechtlich klar geregelt und begleitet von einer Kultur der Integration und Wertschätzung.
NetworkingJimmy Schlager aus dem Weinviertel zeigte anschließend mit seinem Musik-Kabarett einmal mehr sein Talent, das Publikum mit seinen mitreißenden Songs und pointierten Geschichten zu begeistern. Mit einer humorvollen Reise durch die Sonderbarkeiten der Gesellschaft, denen Jimmy Schlager gekonnt alle Details entlockt. Über die wir uns wundern, über die wir grübeln, schmunzeln, oder herzhaft lachen können.
Beim anschließenden Galadinner nutzten die rund 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den verschiedenen, einander oft ergänzenden Berufssparten die Gelegenheit zum persönlichen Austausch. Auch die Landesinnungsmeister standen für Gespräche bereit und vertieften dabei den direkten Kontakt zu den Mitgliedsbetrieben. Das regionale Menü, kreiert von Georg Loichtl (Flieger-Gastro), zeigte einmal mehr, wie harmonisch sich die Produkte und Leistungen der Fleischer-, Bäcker-, Konditor-, Müller- sowie Nahrungs- und Genussmittelbetriebe zu einem kulinarischen Ganzen vereinen.
„Die Tafelrunde machte deutlich, was das niederösterreichische Lebensmittelhandwerk auszeichnet: Gemeinschaft, Qualität und Leidenschaft. Und sie zeigte, dass man – ganz im Sinne des Mottos – gemeinsam mehr erreichen kann“, freute sich Mag. Thomas Hagmann über die erfolgreiche Tafelrunde. 
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