Presseinformation vom 28.04.2021
Peter Rosatti, Geschäftsführer von Rubner Holzbau Brixen, erklärt: „Für den Mercato San Michele haben wir markante rautenförmige Dachelemente in Form eines Tetraeders entworfen. Die Makroelemente wurden so angeliefert, dass sie innerhalb kürzester Zeit und auf kleinstem Raum am Boden montiert und im Dachbereich positioniert werden konnten. So war es möglich, die Montageteams höchst effizient einzusetzen und das Projekt schlussendlich fristgerecht zu finalisieren.“
Die Tagesmärkte in den engen Straßen und Gassen Venedigs sind ein Abenteuer für sich. Die Atmosphäre ist eine Mischung verschiedener Gerüche, der Rufe der Markthändler und der Stimmung der Besucher und Kunden. Das ist auch am „Mercato San Michele“ nicht anders, einem der klassischen Nahversorgermärkte des Venediger Stadtteils Mestre. Mestre, das Tor zu Venedig, wird aufgrund seiner Größe und hohen Bevölkerungsdichte (mehr als 200.000 Menschen leben in diesem Einzugsgebiet) als eigene Stadt bezeichnet. Die Infrastruktur ist teilweise bereits in die Jahre gekommen. Die öffentliche Verwaltung, die Insula S.p.A., das Ausführungsunternehmen der Gemeinde Venedig für städtische Wartungsarbeiten, Infrastrukturen und Bauwesen, hat deshalb den Abriss des alten temporären Marktes sowie die Errichtung einer neuen, modernen und permanenten Markthalle beauftragt. Rubner Holzbau gelang es, die öffentliche Ausschreibung für sich zu entscheiden.
Urbane Nachverdichtung in Holzbauweise
Sowohl der Zeitrahmen als auch die baulichen Gegebenheiten vor Ort waren knapp bemessen. Nur fünf Monate waren vonseiten der Stadt für den Abriss und den Neubau der Markthalle eingeplant, unmittelbar angrenzende Wohnhäuser sowie vielbefahrene Straßen im Umfeld waren zusätzliche Herausforderungen für das Logistik- und Baustellenmanagement. Die Holzbauweise kann genau unter solchen Voraussetzungen ihre Stärken voll ausspielen. Der hohe Vorfertigungsgrad der Elemente aus der Produktion von Rubner Holzbau in Brixen verringert den Zeitraum, der für die Errichtung am Marktgelände nötig ist. Durch Anlieferung just-in-time war es darüber hinaus möglich, den (Lager-) Platzbedarf auf der ohnehin beengten Baustelle so gering wie möglich zu halten. Peter Rosatti, Geschäftsführer von Rubner Holzbau Brixen, erklärt: „Für den Mercato San Michele haben wir markante rautenförmige Dachelemente in Form eines Tetraeders entworfen. Die Makroelemente wurden so angeliefert, dass sie innerhalb kürzester Zeit und auf kleinstem Raum am Boden montiert und im Dachbereich positioniert werden konnten. So war es möglich, die Montageteams höchst effizient einzusetzen und das Projekt schlussendlich fristgerecht zu finalisieren.“ Von den insgesamt fünf Monaten Bauzeit entfielen lediglich zwei Monate auf die Vorfertigung der gleichzeitig optisch leichten, aber konstruktiv stabilen Holzkonstruktion der Markthalle.
Gestalterische Vorteile und strukturelle StärkenDie strukturellen Details des Bauwerks orientieren sich an den alltäglichen Bedürfnissen der Nutzer dieses Areals, der Händler und der Kunden. Ziel war es, die Besucherströme möglichst friktionsfrei durch das Marktgebiet zu leiten, gleichzeitig aber auch ausreichend Freiräume vor den insgesamt 36, nun stationären, Marktständen zu schaffen. Hier kommt das vergleichsweise geringe Gewicht des Baustoffs Holz positiv zum Tragen. Aufgrund dieses strukturellen Vorteils war es möglich, die Dachkonstruktion auf nur 26 Stahlstützen zu errichten, die in der Mitte der Freiflächen positioniert sind. An der Frontseite der Geschäfte sorgen 70 cm hohe Brettschichtholz-Tragbalken mit einer Spannweite von zwölf Metern (gänzlich ohne Stützen) sowohl für konstruktive Stabilität als auch optische Klarheit. Die Besucher des Marktes schätzen auch, dass diese Tragbalken für die Kennzeichnung der darunterliegenden Stände genutzt wurden. Das erleichtert die Orientierung innerhalb der Markthalle und verleiht dem Areal zusätzlich Struktur.
Licht und Luft – für ein angenehmes EinkaufserlebnisDie Gesamtgrundfläche des Mercato San Michele in Mestre beträgt insgesamt 2.000 m
2, davon entfallen 1.100 m
2 auf die verbauten Geschäftsflächen. Die neu errichtete Markthalle präsentiert sich betont offen und großzügig bemessen, die Besucher können sich auch zu Stoßzeiten frei bewegen, wobei immer noch ausreichend Platz für Anlieferungen mittels Handwägen bleibt. Ein weiteres Hauptaugenmerk liegt auf der ausreichenden Luftzirkulation, die auch der Temperaturregulierung dient. Der niedrigste Konstruktionspunkt der rautenförmigen Dachkonstruktion liegt in 4,5 Metern Höhe – rund 2 Metern oberhalb der abgeschlossenen Verkaufsstände. Entlang des Firstbalkens verfügt jedes Dachelement über Öffnungen, um die aufsteigende Luft durchzulassen und den ausreichenden Luftwechsel, vor allem im Sommer, zu gewährleisten. Die nach Süden ausgerichteten Dachflächen bestehen aus mattem Wellblech, die natürliche (blendfreie) Belichtung erfolgt über die nach Norden ausgerichteten Dachflächen aus transluzentem Material. Auf diese Weise folgt die Lichtführung innerhalb der Markthalle dem Sonnenstand – was sich sowohl von den Standbetreibern als auch den Markbesuchern geschätzt wird.
Infrastruktur als nachhaltige VorzeigeprojekteInsgesamt wurden durch Rubner Holzbau 480 m
3 Brettschichtholz in Fichte sowie 130 m
3 Brettsperrholz verbaut – das Material bindet somit rund 462 t CO2 auf natürliche Weise. Solche Kennzahlen sind unter anderem ein Grund dafür, dass immer mehr (urbane) Infrastrukturprojekte bewusst in Holzbauweise ausgeführt werden. Die Kommunen nehmen dabei eine Vorreiterrolle ein und investieren gezielt in ökologisch nachhaltige Konzepte. Der Markt San Michele in Mestre ist ein weiteres Beispiel dafür – und eine moderne Fortführung der traditionellen Holzbauweise in und um Venedig, schließlich bestehen Teile des Fundaments der Lagunenstadt aus tragenden Holzkonstruktionen.
Fertigstellung: 2019
Ausführung Holzbau: 08/2019 – 10/2019
Bauherr: Gemeinde Venedig, Insula S.p.A. (IT)
Architekten: Insula S.p.A. mit der Kollaboration von Arch. Daniele Levi, Venedig (IT)
Dachfläche: 2.000 m
2Geschäftsflächen: 1.100 m
2Brettschichtholz: 480 m
3 in Fichte
Brettsperrholz: 130 m
3 Bilder: Giorgio De Vecchi - gerdastudio
www.rubner.com/holzbau