Emporion – Eine neue Auszeichnung für den niederösterreichischen Handel. Emporion. So lautete in der Antike die Bezeichnung für einen eigenständigen Markt- und Handelsplatz einer Stadt, der außerhalb des eigenen Landes angelegt wurde oder im Heimatland als Umschlagplatz für fremde Waren diente. Dabei handelte es sich meist um einen Hafen, da in der Antike der Fernhandel weitgehend über die Küstenschifffahrt abgewickelt wurde. Emporion. So nennt sich aktuell ein neuer Business-Wettbewerb, den die NÖ Sparte Handel ins Leben gerufen hat. Dafür werden innovative Ideen, Maßnahmen und Konzepte von Handelsunternehmen gesucht, ausgezeichnet und einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. „Weil es nicht egal ist, wie Sie handeln.“ Bereits heute an morgen denken Gelungene Geschäftsmodelle gibt es im niederösterreichischen Handel bereits einige. So nutzt beispielsweise die auf Glückwunschkarten und Geschenkverpackungen spezialisierte Cardcompany aus Pottendorf verstärkt soziale Medien wie facebook und Instagram, um ihre Produkte besser zu präsentieren mit dem Ziel, eine erhöhte Nachfrage zu generieren. MeinKinderwagen.com erweiterte sein Online-Angebot um einem multimedialen Showroom und bietet neben den gängigen Modellen auch Produkte von alternativen Marken und Herstellern an. In Ollern (Bezirk Tulln) können sämtliche Kinderwägen besichtigt und im angrenzenden Park auch gleich Probe gefahren werden mit dem zusätzlichen Nutzen, dass der ehemalige Ortskern wirtschaftlich wiederbelebt wird. „Wir müssen unsere Kunden auf allen Kanälen ansprechen – persönlich, per Mail, Webshop, Market Place oder Social Media“, ist Franz Kirnbauer, der Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Niederösterreich, überzeugt. So gelte es etwa aktuelle Trends wie „research online, buy offline“ – der Kunde informiert sich im Internet, kauft aber beim vertrauten Händler vor Ort – oder „click & collect“, hier wird Online beim stationären Händler bestellt und die zusammengestellte Ware dann im Geschäft abgeholt, gleichermaßen zu nutzen und zu verstärken. WKNÖ-Spartenobmann Kirnbauer gibt sich zuversichtlich: „Die Chancen für den heimischen Handel liegen in der Verbindung beider Welten.“ In insgesamt vier Kategorien können die niederösterreichischen Handelsunternehmen ihre Erfolgskonzepte einreichen. Neben stationären Handelsbetrieben, die sich in zwei Betriebsgrößen unterteilen (0 bis zehn bzw. ab elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter), sind Webshops/Onlinehändler sowie Multichannel-Anbieter die weiteren Einreichklassen. Zu letzterer zählen auch stationäre Betriebe, die zudem einen Webshop betreiben. Regionaler, stationärer Handel lebt und belebt Martina Schober aus Wiener Neustadt hat ihren individuellen, etwas anderen Shopping-Zugang in der ersten Kategorie eingereicht. Sie setzt auf persönliche Betreuung und begrüßt ihre Kundinnen und Kunden im m-iwear außerhalb der gängigen Öffnungszeiten zu „Coffee, Fashion & Friends“. In privater Atmosphäre und bei kulinarischen Köstlichkeiten können Freundinnen oder Mütter mit ihren Töchtern ungestört einkaufen und sich ausführlich beraten lassen. Ewald Fiby aus Neudorf im Weinviertel hat in seinem Supermarkt einen „Einkaufssackerl-Parkplatz“ eingerichtet. Kunden, die keine Einkaufstasche mithaben, können gratis ein Sackerl vom Haken im Kassenbereich nehmen mit der Bitte, das nächstes Mal ein anderes Sauberes wieder hinzuhängen. Und in Reichenau an der Rax vergrößerte die Josef Uher GmbH die Verkaufsfläche des Lebensmittelmarktes, um zusätzlichen Platz für mikroregionales Sortiment von den Bauern der Region anzubieten. Dadurch werden nicht nur lokal-ansässige Betriebe gestärkt, sondern zahlreiche heimische Lebensmittel im Sortiment angeboten. „Wir konnten unser Angebot an regionalen Lieferanten verdoppeln, wobei die Lieferstrecken relativ kurz ausfallen und nachhaltige Kooperationen entstanden sind“, erklärt der Supermarkt-Geschäftsführer. Bemerkenswerter Wirtschaftsbereich Mit über 15.300 Unternehmen und über 115.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie einem Umsatzvolumen von rund 49,4 Milliarden Euro (netto) pro Jahr spielt der Handel eine zentrale Rolle in der niederösterreichischen Wirtschaft. Er ist nach Anzahl der Unternehmen der größte Wirtschaftssektor und Arbeitgeber. 14 Prozent der Lehrlinge werden hier ausgebildet, die Frauenquote ist mit 52 Prozent überdurchschnittlich hoch. Trotzdem schränkt Franz Kirnbauer ein: „Über 50 Prozent der in Österreich getätigten Konsumausgaben wandern ins Ausland ab. Aber unsere Betriebe haben durchaus gute Chancen, sich erfolgreich gegen die scheinbar übermächtige Online-Konkurrenz zu behaupten.“ Er sei sich sicher, dass der stationäre Handel auch in Zukunft gefragt sein wird, schließlich würden auch weltweite Online-Riesen wie Amazon und Alibaba gerade Läden auf der ganzen Welt einrichten. Es ginge bei diesem Ideen-Wettbewerb eben auch darum, zu zeigen, was alles möglich ist und die sich bietenden Chancen zu nutzen, wobei sich ein Blick über die Grenzen immer lohne. Auch beim Finden neuer Ideen und Geschäftsmodelle. So betreibt die amerikanische e-commerce company Bonobos zahlreiche Showrooms in Städten wie Seattle, New York oder Boston. Das komplette Sortiment wird auf einem relativ kleinen Raum angeboten, wobei es von jedem Artikel nur ein Stück in jeder Konfektionsgröße gibt. Die Kunden können probieren und werden beraten, kaufen ihren Wunschartikel allerdings Online im Shop, ohne ihn gleich mitnehmen zu können. Dieser wird nämlich an die angegebene Adresse direkt nach dem Kaufabschluss geliefert. Zumindest das lästige Schleppen hat so keine Zukunft. Weitere Informationen unter: www.emporion.info. Einreichschluss ist der 31. Oktober 2019. Die Gewinner werden im Jänner 2020 im Rahmen einer „Emporion“-Gala bekanntgegeben.